08.04.2025
”Ein Leuchtturmprojekt”: Interview mit HF2 Architekten zum Anbau an der Grundschule Höner Mark
Um dem ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf Ganztagsunterricht gerecht zu werden, erhält die Grundschule Höner Mark einen zweigeschossigen Anbau, in dem unter anderem die Mensa untergebracht wird. Der Anbau wird in Holzbauweise errichtet, wobei die Fassade aus Lärche oder Douglasie besteht und grün lasiert werden soll. Geplant wird der Anbau von HF2 Architekten. Inhaber Hendrik Fangmann und die Projektverantwortliche Johanna Klumpe erläutern im Interview mit Made in Dinklage unter anderem, welche Vorteile die Holzbauweise bringt, welche Herausforderungen das Projekt birgt und was es für sie bedeutet, diesen Anbau konzipieren zu dürfen.
Seit wann seid ihr mit dem Projekt beschäftigt und was ist bis heute alles passiert?Johanna Klumpe: Im August 2024 gab es die ersten Gespräche mit der Stadt Dinklage und die Planungen starteten. Anschließend haben wir unsere Planungen im Schulausschuss vorgestellt, ebenso im Bauausschuss und uns immer intensiv mit der Stadt besprochen. Im Umkreis haben wir uns verschiedene Mensen angeschaut – zum Beispiel in der Gertrudenschule Lohne und der Oberschule Dinklage. Wir haben uns auch vor Ort in der Schule die Situation angeschaut, mit dem Schulleiter gesprochen, Wünsche und Bedarfe abgefragt. Welche Flächen brauchen wir?Welche Räume werden benötigt? Diese Fragen haben wir uns gestellt und die Planungen danach ausgerichtet. So ist die Anzahl der Räume im Laufe der Überlegungen höher geworden und die Räume sind auch größer geworden. Die Zahl der Kinder, die die Ganztagsbetreuung in Anspruch nehmen, wird in den nächsten Jahren steigen. Anhand dieses zunehmenden Bedarfs haben wir den Anbau geplant, damit die Schule optimale Voraussetzungen dafür bekommt.
Worauf habt ihr bei der Planung des Anbaus Wert gelegt? Was war euch wichtig?Johanna Klumpe: In der Schule hat es im Laufe der Jahrzehnte viele bauliche Eingriffe gegeben. Auf diese Weise ist sozusagen ein Flickenteppich entstanden. Uns war wichtig, die Schule mit dem Anbau in die heutige Zeit zu holen. Das Gebäude macht derzeit einen massiven Eindruck, daher war uns ein Anbau wichtig, der leicht, offen, hell und modern wirkt. Darüber hinaus war Nachhaltigkeit ein großesThema und lag uns sehr am Herzen. Unser Ziel war ein Anbau, der luftig ist, eine warme Atmosphäre ausstrahlt und ein tolles Raumgefühl gibt.
Warum habt ihr euch für die Holzbauweise entschieden? Welche Vorteile bietet sie? Johanna Klumpe: Wir haben sachlich geprüft, was am sinnvollsten ist hinsichtlich Nutzung sowie Material und Vor- und Nachteile von Holzbauweise und Massivbauweise gegenübergestellt. Bei der CO2-Bilanz liegt die Holzbauweise deutlich vorn, zudem ist sie flexibel bezüglich eines möglichen Anbaus in fernerer Zukunft. Darüber hinaus lassen sich die Anschlüsse an den Bestand in Holzbauweise einfacher herstellen. Und es gibt einen Zeitvorteil. Bis zu drei Monate schneller kann es mit der Holzbauweise gehen. Wir wollen den laufenden Schulbetrieb möglichstwenig stören und die Arbeiten weitestgehend in die Ferien legen. Das gelingt uns mit der Holzbauweise am besten. Auch die Wirtschaftlichkeit spielt eine Rolle. So ist die Holzbauweise etwas günstiger.
Welche besonderen Herausforderungen birgt dieses Projekt? Johanna Klumpe: Wir haben einen sehr begrenzten Bauteppich, wollten möglichst wenig vom Schulhof wegnehmen und die Parkplätze nicht beeinträchtigen. Zudem ist das Andocken an das bestehende Gebäude immer eine Herausforderung, wir haben mit verschiedenen Höhen zu tun und müssen ebenerdige Zuwegungen herstellen.
Welche Räume werden in diesem Anbau untergebracht? Johanna Klumpe: Im Erdgeschoss befindet sich die Mensa mit einem großen Speisesaal und einer großen Fensterfront. Es wird eine Mittelzone zum Sitzen geben sowie einen Küchenbereich mit entsprechenden Spülmöglichkeiten. Hinzu kommen Personal- und Lagerräume, Toiletten für Damen und Herren und es wird ein neuer Aufzug installiert. Im Obergeschoss entstehen darüber hinaus drei neue Klassenzimmer, zweiDifferenzierungsräume sowie ein Büro für die Sozialarbeiterin. Hinzu kommen Nebenräume zum Beispiel für die Technik.
Über welche Fläche verfügt der Anbau? Johanna Klumpe: Brutto stehen im Anbau insgesamt 791 Quadratmeter zur Verfügung, davon entfallen 439 auf das Obergeschoss und 352 auf das Erdgeschoss.
Was sind jetzt die nächsten Schritte und was sind eure Aufgaben dabei? Johanna Klumpe: Wir werden jetzt weiterplanen, noch tiefer in den Entwurf einsteigen und auch die Innenräume planen. Wir suchen Materialien raus und es finden viele Abstimmungsgespräche mit Fachplanern statt, in denen es unter anderem um den Brandschutz, die technische Gebäudeausstattung und die Tragwerksplanung geht. Ein weiterer Schritt ist der Genehmigungsprozess.
Für wann sind Bauzeit und Fertigstellung geplant? Hendrik Fangmann: Laut einer Machbarkeitsstudie waren zunächst drei Bauabschnitte geplant, jetzt können wir einen Großteil bereits jetzt realisieren. Wenn alles gut läuft, geht es noch in diesem Jahr los. Die Stadt hofft auf eine Fertigstellung zum Schuljahr 2026/2027. Dann muss aber alles passen und auch die Behörden müssen mitspielen.
Was bedeutet es für euch, diesen Anbau konzipieren zu dürfen? Hendrik Fangmann: Wir sind noch jung in Dinklage, haben unser Büro in der Stadt 2023 bezogen. Wir sind exponentiell gewachsen und haben nun ein 14-köpfiges Team, das ist schon eine krasse Entwicklung. Bislang hatten wir aber noch keine Berührungspunkte mit Projekten in der Stadt selber. Daher ist das eine Premiere und ein Leuchtturmprojekt für uns. Die Nähe zu unserem Standort ist besonders. Daher sind wir bei diesem Projekt auch die Extra-Meile gegangen.Zudem bin ich selber in der Höner-Mark-Schule zur Schule gegangen. Das Gebäude ist oft umgebaut worden, ich habe die Umbauten zum Teil selbst miterlebt und kenne das Gebäude in verschiedenen Zuständen. Daher ist es für mich persönlich toll, einen Beitrag zu leisten, dass das Gebäude aufgewertet wird.Zudem besucht mein Sohn die Schule, meine Tochter wird bald in die Schule gehen, daher habe ich durchaus eine familiäre Beziehung dorthin.Der Anbau an repräsentativer Stelle ist mutig, zeitgenössisch und richtig. Man braucht Mut, um neue Wege zu gehen und muss Überzeugungsarbeit leisten. Jetzt können wir ein Statement setzen, dass solch ein moderner Anbau auch nach Dinklage passt. Es ist ein Paradebeispiel, hinter dem wir zu 120 Prozent stehen. Wir sind hoch motiviert, das, was wir visualisiert haben, jetzt 1:1 in die Realität umzusetzen.
Mit welchen Gefühlen schaut ihr auf die Umsetzung des Projekts? Hendrik Fangmann: Es sind viele Stakeholder involviert, es gab die eine oder andere Stolperfalle. Vielleicht kannte man uns auch zu wenig. Es war schon eine kleine Achterbahnfahrt bis hierhin. Wir sind aber total froh, dass es so weit gekommen ist. Die Stadt unterstützt uns super, Markus Schnieder und Alfons Echtermann sind sehr aktiv und bringen sich intensiv ein. Das kannte ich vorher von anderen Kommunen nicht und macht sehr viel Spaß. Sie geben uns 100 Prozent Vertrauen. Alle verfolgen das gleiche Ziel und ziehen am gleichen Strang. So schaue ich nur mit positiven Gefühlen auf die Umsetzung und freue mich ungemein, mit allen Beteiligten einen erheblichen Mehrwert für die Stadt, die Kinder, die Lehrer und die Schule zu schaffen....